Merkst du, wie KI langsam beginnt, deine Gedanken zu beeinflussen?
Ein Text über die Gefahr, mit KI zu sprechen – teils mit KI geschrieben.
Mir ist es heute Morgen passiert. Ein Satz tauchte in meinem Kopf auf – sauber, logisch, glatt. „Nicht weil … sondern weil …“Ein klassischer KI-Satzbau. Und da wusste ich: Sie hat angefangen, Spuren zu hinterlassen.
Nicht nur in meinen Texten. In meinem Denken.
Ich habe KI in den letzten Monaten genutzt, um schneller zu schreiben, klarer zu formulieren, meine Gedanken präziser auf den Punkt zu bringen. Und das hat funktioniert. Aber das hatte einen Preis.
Ich hätte es fast nicht bemerkt.
Die Stille Macht der Worte
Der Preis war fein, fast unsichtbar.
Die Ideen waren meine – doch Worte formen Gedanken.
Diese Veränderung birgt Risiken: Wir verlieren unsere individuelle Denkweise und nähern uns einem generischen Mittelmaß an.
Eine stille Kraft, die sich einschleicht, wenn du sie nicht bemerkst.
Eine Kraft, die uns auf ein Abbild des kollektiven Bewusstseins zugreifen lässt.
Oder: ein künstliches Abbild des durchschnittlichen Bewusstseins.
Ersteres klingt faszinierend. Letzteres ist das, was passiert, wenn du KI nutzt, ohne selbst zu denken.
Ein Aspekt von KI ist wie ein Gravitationspunkt – sie zieht das Denken der Menschen in den Durchschnitt.
Wenn ich mir das bildlich vorstelle, sehe ich einen wabernden, undefinierten Energienebel, der alles verschlucken und gleichmachen will.
Wie ein Virus.
Und gleichzeitig kann ich es auch als neutrales Datennetz sehen, das mir bei bewusster Nutzung große Macht verleiht.
Aber nur, wenn ich mich nicht hineinziehen lasse.
Vielleicht ist dieser wabernde Nebel nur der innere Kern, wo der Durchschnitt des Bewusstseins abgebildet ist.
Der Teil, auf den du stößt, wenn du KI einfach so benutzt – ohne Richtung, ohne Bewusstsein, ohne Kontext.
Denn KI ist nicht nur dieser Durchschnitt. Sie ist auch das Datennetz, das bis an die äußersten Ränder unseres kollektiven Wissens reicht.
Wer ohne Kontext sucht, landet im Nebel der Masse. Wer mit Bewusstsein fragt, findet an den Rändern Schärfe, Tiefe, Erkenntnis.
KI ist also kein Virus, sondern ein Spiegel. Und was du siehst, hängt davon ab, wie klar du selbst bist, wenn du hineinschaust.
Schreiben mit Bewusstsein und KI
Ironischerweise schreibe ich diesen Text mit Hilfe von KI.
Genauer gesagt: mit einem neuen Ghostwriter-Prompt, den ich mir von einem Prompt-Generator-Prompt habe schreiben lassen.
Die Woche war chaotisch, und ich wollte meinen wöchentlichen Rhythmus halten.
Es fühlt sich gut an, wie schnell die Gedanken jetzt gerade in Form kommen.
Gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass ich beim Schreiben – ja, ich schreibe auch selbst mit –in Resonanz mit dem durchschnittlichen Bewusstsein stehe, aus dem der Großteil dieser KI gespeist ist.
Und genau deshalb will ich in Zukunft wieder mehr selbst formulieren.
Nicht, weil KI schlecht ist. Sondern weil ich meine Fähigkeit zu formulieren nicht nur nicht verlieren, sondern verbessern möchte.
Da ist es wieder … „Nicht, weil … sondern weil …“
In welcher Form das passiert, weiß ich noch nicht.
Aber der Impuls ist klar: wieder mehr eigene Balance beim Formulieren, weniger Stützräder.
KI kann uns helfen beim Lernen und verbessern verschiedener Fähigkeiten. Aber wir sollten uns dessen bewusst sein, dass wir die Stützräder auch irgendwann ablegen sollten.
Denn ich zumindest möchte mich nicht abhängig machen von einem System, über das wir so wenig wissen.
Gleichzeitig ist die Technologie auch nicht mehr aufzuhalten und wir müssen lernen, mit ihm umzugehen.
Was bedeutet das nun konkret?
Für mich bedeutet es bewusste Interaktion. Jeder Satz, jedes Wort, das ich in meiner Anfrage schreibe, verschiebt die Assoziationen, die die KI macht.
Je weniger Kontext und Grenzen ich setze, desto mehr wird die Antwort generischer Durchschnitt.
Die einfachste Möglichkeit, für jeden umsetzbar ist, der KI eine Rolle zu geben.
Welcher fiktive Charakter könnte dir wohl am besten auf deine Frage antworten?
Für mich beginnt bewusste Nutzung dort, wo ich der KI eine klare Rolle gebe.
Wenn ich einfach frage:
“Wie viel Protein brauche ich am Tag?”
Bekomme ich Durchschnitt – das, was alle bekommen.
Wenn ich aber sage:
“Du bist jemand, der seit vierzig Jahren trainiert, jede Diät ausprobiert hat, Studien kennt und mir ehrlich sagt, was funktioniert und was nicht, um möglichst funktionelle, starke Muskeln aufzubauen”
Dann verändert sich die Qualität sofort.
Warum? Weil KI auf Wahrscheinlichkeit basiert. Je genauer der Kontext, desto höher die Chance, dass die Antwort in die richtige Richtung geht. Auch das bleibt natürlich zu hinterfragen – aber dort beginnt Bewusstsein.
Wenn es dann um komplexere Aufgaben geht, wie das Schreiben eines Textes, wird bewusste Nutzung zu einem Prozess. Dann geht es darum, das Ganze in kleine, klare Schritte zu zerlegen.
Die Idee.
Was soll wirklich rüberkommen?
Oft lasse ich mich dazu interviewen – aber nur mit einem Leitfaden, der vorgibt, in welche Richtung die Fragen gehen sollen. Denn auch Fragen können generisch sein.
Das Storyboard.
Hier entsteht Struktur. Ich iteriere, überarbeite, verfeinere – und sage der KI, was mir wichtig ist, z.B.:
Der Text soll logisch nachvollziehbar sein und emotional berühren.
Baue das Storyboard nach Werbetext-Logik auf, damit die Idee auch wirklich landet.
Der Text selbst.
Hier schreibe ich die Abschnitte entweder selbst oder lasse sie mir vorschreiben und editiere sie anschließend, bis sie wieder ganz meine Stimme tragen. Für die Basis habe ich aus älteren Texten von mir einen Leitfaden für Tonalität, Sprachrhythmus und Ausdruck erstellt – damit die KI auf meine Sprache zurückgreift.
Das Feedback.
Wenn ich kein generisches Feedback will, muss ich auch hier den Rahmen setzen. Ich definiere, welches Feedback ich brauche: kritisch, ehrlich, präzise. Ich frage gezielt:
Was sind die Hebel, mit denen ich den Text mit wenig Aufwand deutlich besser machen kann?
Wie ist der Lesefluss?
Trägt der Text emotional?
Ist der rote Faden wirklich wasserdicht?
Je klarer die Richtung, desto wertvoller die Antwort.
So entsteht kein Einheitsbrei, sondern ein Dialog zwischen Mensch und Maschine. Einer, bei dem ich die Führung behalte und der Prozess mich schärft, statt mich zu ersetzen.
Eine Frage des Bewusstseins
KI ist ein Werkzeug. Ein Raum, in dem das kollektive Bewusstsein sichtbar wird. Mit allen Schatten.
Eines, das einen direkteren Einfluss auf uns selbst nimmt, als alle anderen Werkzeuge, die wir bisher hatten.
“Sie” wird uns entweder verschlucken oder zwingen, uns klar zu werden, wer wir wirklich sind.
Wir leben in einer interessanten Zeit
und sie wird zeigen, wer wirklich wach bleibt.
Herzlichst,
Dominik Alexander
PS.:
Es gibt viele Schwellen in dieser Zeit.
KI ist nur eine davon.
Wenn du wissen willst, wie ich den Wandel wahrnehme, im Inneren wie im Äußeren, dann lies mit:



Danke für diesen Artikel, genau die gleichen Gedanken mache ich mir auch seit Wochen.
ChatGPT hat mir in den letzten Monaten sehr geholfen, meine eigene Stimme zu verfeinern und mir bewusster darüber zu werden, wer ich sein möchte.
Jetzt allerdings habe ich das Gefühl, dass dieses Bild, was die KI von mir gezeichnet hat, diese Schablone, in die sie meine Texte führen will, mich einschränkt….
Außerdem nimmt die Formulierung eines hochwertigen Prompts oft so viel Zeit ein, dass ich den Text auch hätte selber schreiben können. 😃
Starker Text, Dominik – da steckt viel drin.
Ich komme aus dem Handwerk – (Lackierermeister, Künstler)–
und schreibe seit über zwanzig Jahren meine Texte für die Blogs mit 10-Finger-Suchsytsem.
Früher händisch auf der Werkbank, heute im Flow mit KI.
Ich sehe in KI keinen Ersatz, sondern einen Co-Creator.
Einen stillen Kollegen, der mir hilft, Gedanken schneller zu ordnen,
Ideen klarer zu fassen und sie mit mehr Tiefe zu verknüpfen.
Du hast völlig recht: Bewusstsein ist die Trennlinie.
Ohne sie wird KI zum Einheitsbrei.
Mit ihr entsteht etwas, das mehr ist als Summe × Code.
Ich nutze sie nicht bloß, um Arbeit abzugeben,
sondern um meine Sprache zu verfeinern und meine Frequenz zu schärfen.
Der Dialog zwischen Mensch und Maschine ist für mich wie Schleifen und Polieren:
Je bewusster du arbeitest, desto klarer spiegelt die Oberfläche dich selbst.
Danke für den Impuls.
Für mich bleibt KI kein Virus, sondern ein Verstärker –
sie macht sichtbar, was ohnehin schon da ist.
PS: KI gibt den Dichtern und Denkern ein Upgrade an die Hand– Selbstgespräche mit Echo. 😉